Wissenswertes über die nomadische Ressourcennutzung (Fortsetzung)
Nicht zuletzt verfügt heute die Mehrheit der nomadischen Haushalte parallel zur Viehzucht über alternative Einkommensquellen (Lohnarbeit, Sammeln und Verkaufen von Pflanzen, Tourismus, etc.), die ebenfalls in die Entscheidungen einfließen (vgl. Gruschke 2011b). All diese Beispiele zeigen, dass nomadische Nutzungssysteme durch ein komplexes Zusammenspiel von klimatischen, ökologischen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen gekennzeichnet sind, die jeweils Rückwirkungen auf die Weide und deren zeitliche Entwicklung haben. Langfristig kann dies Folgen für die Regenerationsfähigkeit der Weiden und schließlich die Existenzsicherung der Haushalte haben (vgl. Müller u.a. 2007).
Die besagten Rahmenbedingungen sind keineswegs fix, sondern ihrerseits gravierenden Veränderungen unterworfen. Ein Beispiel ist der viel diskutierte Klimawandel, wobei für Gebiete, in denen Nomaden unterwegs sind, eine zunehmende Häufigkeit von Dürren, Fluten oder Schneekatastrophen beobachtet bzw. prognostiziert wird (vgl. Martin et al. 2014). Aber auch wichtige sozioökonomische Rahmenbedingungen sind in Veränderung begriffen. Beispiele sind die Liberalisierung von Agrarmärkten, die Einführung staatlicher Förderprogramme, ein zunehmender Handel mit Weideland bis hin zur weltweit und in großem Stil stattfindenden Landnahme durch transnational agierende Konzerne (vgl. Gertel und Breuer 2007, Gruschke 2011a).